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Press

Der SPIEGEL, 9/2002 S.122

Linienbus-Design aus Berlin

Mode

Plüsch orange

Bus fahrenden Hauptstädtern und Touristen ist der Stoff "Wollplüsch orange" bekannt; die Berliner Verkehrsbetriebe beziehen damit die Sitze ihrer Linien-busse: rot leuchtend mit aubergine- und orangefarbenem Muster, zeitlos, strapazierfähig und nach Herstellerangaben schwer entflammbar, schließlich muss der Stoff dem Vandalismus trotzen. Seit 20 Jahren ist er im Einsatz, jetzt entdeckten ihn auch Künstler für sich. Stella Geppert hat für eine Kunstaktion bis Mai den Bahnhof der Linie U 2 am Alexanderplatz mit dem Stoff zu einem heimeligen Ort mit gepolsterten Stahlträgem und Geländern umgestaltet und damit "Raum-Markierungen" geschaffen, die den Bahnsteig in "private Wartezone und leeren Transitraum" unterteilen sollen. Ein Plan mit Markierungen, wo sich die Fahrgäste am liebsten anlehnen, gibt Aufschluss. Auch auf der Straße sieht man "Wollplüsch orange" immer öfter: Die Designerin und Rechtsanwältin Gisela Seppeler, 42, hat daraus eine Damen-Kollektion entworfen: Klassisch geschnittene Kleider, Hüte, Taschen und Pantoffeln im Linienbus-Look. Teuerstes Stück: Das Kostüm für 448 Euro. Seppeler musste lange suchen, bis sich eine türkische Änderungsschneiderin traute, den Kostüm-Prototyp zu fertigen: "Die meisten Schneider hatten Angst um ihre Maschinen, weil der Stoff so dicht ist." Nun arbeitet die Designerin an einem Zweier-Sofa - Arbeitstitel: "Nahverkehr".